Was ist, wenn Gott uns widerspricht?
Simon Garrecht
veröffentlicht am 31.7.2023
Viele Menschen argumentieren gegen Gott und den christlichen Glauben, auf der Grundlage ihres persönlichen Gerechtigkeitsempfindens oder ihrer Gefühle. Ganz so, als könne Gott nur dann existieren, wenn er genau so ist, wie man ihn selbst gern hätte. Als wäre die Existenz des Schöpfers des Universums davon abhängig, ob die von ihm geschaffenen Menschen, mit jedem seiner Schritte und Eigenschaften happy sind. Das ist natürlich nicht der Fall - Gottes Existenz wird nicht infrage gestellt, wenn er nicht den eigenen persönlichen Präferenzen entspricht. Man sollte etwas nicht nur deshalb glauben, weil es einem gefällt, sondern weil es die Wahrheit ist. Darum bin ich nicht nur deshalb Christ, weil der christliche Glaube mir so viel Freude, Hoffnung, Kraft usw. gibt - ja das tut er alles. Aber zuallererst glaube ich an das Christentum - weil es wahr ist.
Aber sind wir Menschen immer offen für die Wahrheit?
Es ist eine Sache, am Abend bei einem Glas Wein, in einer entspannten Atmosphäre, über Gott, Glaube und den Sinn des Lebens zu philosophieren. Es ist eine ganz andere, Gott in das eigene Leben hinein sprechen zu lassen und sein Leben auf ihn auszurichten.
Wir lieben die Wahrheit, wenn sie uns erleuchtet. Wir hassen die Wahrheit, wenn sie uns überführt.
- Augustinus
Als Christen gehen wir davon aus, dass das was Gott sagt, wahr ist. Er selbst ist der ultimative Maßstab, an dem sich jeder und alles zu messen hat. Dass das nicht immer so gesehen wird und Menschen auf die Barrikaden bringt, ist dabei weder neu, noch überraschend.
Vieles von dem was die Bibel über Sexualität, den Wert des menschlichen Lebens (auch des ungeborenen) oder Geschlechterrollen sagt, stößt Menschen auf. Zu allen Zeiten und in allen Kulturen, haben die Werte und Botschaften der Bibel, Menschen in ihrem Denken herausgefordert und provoziert. Das ist nicht nur in der westlichen Welt des 21. Jahrhunderts der Fall, sondern war schon immer so und wird auch immer so sein. Zu sagen, die Bibel sei nicht mehr zeitgemäß, setzt voraus, dass Sie irgendwann einmal in die Zeit gepasst hätte, was aber noch nie so gewesen ist.
Bereits zu der Zeit, als die Bücher der Bibel verfasst wurden, waren biblische Vorstellungen oft absolut konträr zu dem was außenstehende Kulturen gelebt und geglaubt haben. Es wäre auch sehr seltsam, wenn Gott, als der ewige Schöpfer des Universums, genau so wäre, wie Menschen ihn gerne hätten. Noch seltsamer, wenn er zufällig genau so ist, wie die Menschen der aktuellen Gesellschaft ihn gerne hätten. Das würde sehr dafür sprechen, dass er nur ein menschliches Konstrukt ist. Zudem ändern sich Werte und Normen einer Gesellschaft ohnehin ständig. Darum sollte sich jeder der folgenden Frage stellen:
Unsere Enkelkinder werden viele unserer Ansichten überholt finden. Wäre es nicht ein tragischer Fehler, die Bibel wegzuwerfen, nur weil sie nicht zu einer Ansicht passt, über die vielleicht schon morgen oder übermorgen, jeder nur noch den Kopf schüttelt?
- Timothy Keller
Viele werfen den Christen vor, nur zu einer Selbstreflektion zu reden, wenn sie beten. Doch wäre Gott meine Selbstreflektion, hätte er so manch andere Eigenschaften: Er würde mir sofort aus meinen Problemen helfen. Er würde mir so manchen Spaß mehr gönnen. Und er würde alle Menschen in den Himmel holen – besonders diejenigen, die ich mag.
Der Vorwurf ist jedoch nicht unberechtigt. Viele lesen die Bibel und sich selbst dabei hinein. Sexuelle Unmoral? Ach, das ist schon irgendwie anders gemeint. Übernatürliches? Habe ich nicht erlebt, also ist das nicht wörtlich gemeint. Aber Habgier: Da bin ich froh, dass das so verurteilt wird von Gott! Doch wenn es einen Gott gibt, hat er einen Willen - und dieser Wille wird nicht an meine Moralvorstellungen angepasst.
Gott ist, wie er ist. Daran kann ich nichts rütteln, auch wenn ich nicht damit einverstanden bin. Wenn die Bibel sein Wort ist steht sie dort schwarz auf weiß – auch wenn ich manche Worte gerne gestrichen hätte. Und Gottes Geist spricht – ob ich mir die inneren Ohren zuhalte oder nicht. Gott muss mir nicht gefallen, damit ich zu ihm beten kann – ich werde ihn mehr lieben, wenn ich es tue. Ich bin dazu berufen ihm ähnlicher zu werden. Das bedeutet jedoch, dass er Dinge aus meinem Leben entfernt, die ich von selbst nicht hergeben würde – sonst wäre ich ja vermutlich schon längst wie er, wenn ich immer das Richtige wollen würde. Wer Gott sucht, aber nichts ändern oder aufgeben will, findet nur sich selbst.
Wenn dein Gott niemals anderer Meinung ist als du, betest du vermutlich zu einer idealisierten Version von dir selbst.
- Timothy Keller
Viele haben ein Bild von Gott in ihrem Kopf. Doch das macht es nicht wahr. "Du sollst dir kein Bild machen von mir", sagt der Gott der Bibel. Nicht, weil er ominös bleiben will, sondern weil er nicht will, dass jemand meint ihn zu kennen, und doch nichts weiß. Gott zu kennen wie er ist - das ist eines der größten Ziele, die ein Mensch haben kann. Doch dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn ich meine Vorstellungen aufgebe und mit ehrlichem Herzen den wahren Gott suche.