Steht der Koran mit der modernen Wissenschaft im Einklang?

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Achim Schnell
veröffentlicht am 16.12.2023

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Muslime gründen ihren Glauben unter anderem vor allem auf die angebliche Offenbarung Gottes durch Mohammed, den Koran. Gibt es aber Gründe für oder gegen die Urheberschaft dieses Buches? 

Nun ist der Koran laut muslimischem Verständnis eine Offenbarung Gottes und das direkte, wörtliche Reden Allahs. Es ist somit – im Gegensatz zum christlichen Inspirationsverständnisses, nach dem die biblischen Texte neben der göttlichen auch die menschliche Sichtweise und Ausdrucksweise wiederspiegelt – 100% göttlich und 0% menschlich. Aus diesem Grunde muss auch ein strengeres Maß an den Koran angelegt werden: Ist der Koran tatsächlich direkt von Gott, so kann er auch nur die göttliche, allwissende Sichtweise der Welt enthalten. Die Beschreibung der Schöpfung, den man häufig in diesem heiligen Buch findet, darf somit keine Fehler enthalten, denn dies würde die göttliche Autorenschaft dieses Buches in Zweifel ziehen.  

Unterzieht man den Koran nun einer genaueren, fairen Überprüfung, finden sich viele Ungenauigkeiten, die mit unserem heutigen Wissensstand unvereinbar sind. Beispielsweise beschreibt er die Reisen eines gewissen Dhu-l-Qarnain (der zudem mit dem heidnischen Alexander dem Großen identifiziert wird) zum Ende der Erde. Dort findet er die Sonne in einem Schlammloch versinken (Sure 18:86). Hier wenden islamische Apologeten ein, dass es ihm laut Koran nur so „erschien“. Doch zieht man die außerkoranische Überlieferung der Aussprüche Mohammeds zurate, wird ersichtlich, dass dies tatsächlich wörtlich zu verstehen ist, als Ort, an dem die Sonne in physischer Form untergehen soll (Sunan Abu Dawud 4002).  

Eine weitere Ungereimtheit finden wir im Bereich der Reproduktionsbiologie. Laut Koran stamme das Sperma aus dem Bereich zwischen dem „Rückgrat“ und den „Rippen“ (Sure 86:6), also in der Brust. Dies entspricht auch den Vorstellungen des Altertums (Platon, Hippokrates), nach denen der menschliche Samen vom Gehirn über das Rückenmark und die Niere nach unten wandert. Heute wissen wir im Gegensatz dazu, dass Samen im Hoden direkt gebildet werden. Ein weiterer Widerspruch zur modernen Biologie betrifft die koranische Behauptung, Allah habe alle Dinge seiner Schöpfung in Paaren erschaffen (Sure 36:36). Heute wissen wir, dass beispielsweise Einzeller, Viren oder Pilze, also sogar der größere Teil der Schöpfung, kein Geschlecht besitzen und sich asexuell fortpflanzen.  

Der Koran vermischt auch die geistliche mit der physischen Ebene. So erklären sich die Koranautoren Meteoriden als feurige Geschosse, die von Allah gegen Dämonen eingesetzt werden, welche die himmlische Ratsversammlung belauschen wollen (z.B. Sure 37:6-10). Heute wissen wir, dass Meteoriden Gesteinsbrocken aus dem Weltall sind, die in der Erdatmosphäre verglühen. 

Aber auch im Bereich der Geschichtsforschung findet man Differenzen. Hierzu kann man im Koran einige Anachronismen entdecken. Beispielsweise wird die Erfindung des Kettenhemds dem König David, also in einer Zeitperiode um 1000 v.Chr., zugeschrieben (Sure 34:10-11). Tatsächlich aber ist diese Art der Panzerung erst 500 v.Chr. nachgewiesen. Ein anderes Beispiel ist die Praxis der Kreuzigung zur Zeit des Pharaos von Ägypten (Sure 20:71), was für diese Zeit nicht erwiesen werden kann. Der Koran verwechselt auch viele weitere Einzelheiten biblischer Erzählungen miteinander, die eben gewisse Ähnlichkeiten miteinander haben und zur Verwechslung einladen.  

Insgesamt kann also der Koran einer wissenschaftlichen Prüfung nicht standhalten. Er gibt vielmehr lediglich die irrigen Vorstellungen seiner Zeit wieder. Eine göttliche Urheberschaft des Korans ist somit auszuschließen. 

Quellen: 

Joseph Bajada "Sexual Impotence: The Contribution of Paolo Zacchia, 1582-1659", Rome: Editrice Pontifica Universita Gregoriana, 1988, pp. 44-45 

Richard A. Gabriel, The ancient world, Greenwood Publishing Group, 2007 P.79 

Robinson, H. R., Oriental Armour, New York:Dover Publications, 1995, pp.10-12