Missverständnisse über die Dreieinigkeit
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Jonathan Preitnacher
veröffentlicht am 6.8.2024
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Die Lehre von der Dreieinigkeit ist eine der zentralen und zugleich oft missverstandenen Lehren des Christentums. Sie ist zentral, da sie die Identität Gottes betrifft, und missverstanden, da das Wesen Gottes leicht unsere Vorstellungsmöglichkeiten übersteigt. Es gibt zahlreiche Einwände gegen die Dreieinigkeit, die jedoch oft auf Missverständnissen der nicht ganz leicht zu verstehenden Lehre beruhen. Im Folgenden werden einige dieser Missverständnisse behandelt, um zu zeigen, dass manche Kritik, die formuliert wird, um die Dreieinigkeit in Frage zu stellen, nicht eine Kritik an der eigentlichen Trinitätslehre, sondern auf falschen Vorstellungen des Kritikers über die Trinität beruht.
1. Modalismus
Der Modalismus ist die Vorstellung, dass Gott zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche "Modi" oder Formen annimmt, wie in Abbildung 1 gezeigt, manchmal als Vater, manchmal als Sohn und manchmal als Heiliger Geist. Manchmal besteht dabei die Vorstellung, dass Gott sich gewandelt hat, vom Vater zum Sohn und der Sohn schließlich zum Heiligen Geist. Andere stellen sich einen Gott vor, der immer wieder verschiedene „Masken“ aufzieht und so alle drei Personen der Trinität bekleiden kann.
Die Lehre der Dreieinigkeit besteht allerdings darin, dass Gott gleichzeitig in drei Personen existiert – Vater, Sohn und Heiliger Geist. Diese drei Personen sind koexistent und gleich ewig, was bedeutet, dass sie nicht nacheinander oder nebeneinander existieren, sondern gleichzeitig und in ständiger Beziehung zueinander. Deshalb ist es auch beispielsweise möglich, dass der Sohn auf Erden zum Vater betet (Johannes 17:1) und der Vater aus dem Himmel zum Sohn spricht (Matthäus 3:17).
2. Jede Person hat einen eigenen Willen
Manchmal wird fälschlicherweise angenommen, dass die Personen (Hypostasen) der Dreieinigkeit jeweils ihren eigenen Willen besitzen. Dieses Missverständnis wird in Abbildung 2 links dargestellt. Die Trinitätslehre besagt jedoch, dass die drei Personen einen einzigen göttlichen Willen besitzen (siehe Abbildung 2 rechts). Dies resultiert daraus, dass sich die Personen der Trinität ein göttliches Wesen teilen und da dieses nicht in sich widersprüchlich sein kann, teilen sich Vater, Sohn und Heiliger Geist auch einen einheitlichen göttlichen Willen. Oftmals ist die Ursache für das Missverständnis der unterschiedlichen Willen darin begründet, dass die zweite menschliche Natur des Sohnes unbeachtet oder mit der göttlichen Natur vermischt wird. Der menschliche Wille Jesu ist deswegen in Abbildung 2 rechts mit einem Pfeil ergänzt. Dabei kann der menschliche Wille dem göttlichen Willen entgegenstehen.
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3. Partialismus: Drei Teile Gottes
Der Partialismus besagt, dass die drei Personen der Dreieinigkeit jeweils Teile eines Ganzen (des einen Gottes) sind, ähnlich wie die Teile eines Puzzles (siehe Abbildung 3).
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Oftmals wird dabei angenommen, dass jedes Puzzleteil einige, aber nicht alle göttlichen Wesensmerkmale besitzen, wie beispielhaft in Abbildung 4 dargestellt. Hierbei besitzt der Vater die Eigenschaft der Allwissenheit, der Sohn die Eigenschaft der Unendlichkeit und der Heilige Geist die Eigenschaft der Allgegenwärtigkeit. Zusammengesetzt besitzen die drei Personen der Trinität dann alle göttlichen Eigenschaften und bilden damit den einen Gott.
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Allerdings lehrt die Dreieinigkeit, dass jede Person vollkommen Gott ist. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind nicht Teile Gottes, sondern jeder ist ganz und gar Gott. Obwohl die drei Personen in der Heilsgeschichte unterschiedliche Rollen haben, sollte daraus nicht auf den Partialismus geschlossen werden. Alle drei Personen sind gleichermaßen allmächtig, allwissend und allgegenwärtig.
4. Der Vater hat den Sohn und / oder den Heiligen Geist erschaffen
Ein weiteres Missverständnis besteht darin, dass der Vater den Sohn und den Heiligen Geist erschaffen hat, ähnlich wie ein Handwerker ein Werkstück schafft. Beide wären dabei aus göttlicher Substanz geschaffen und somit göttlicher Natur, aber nicht wirklich Gott. Diese Position wurde in der Alten Kirche von Arius vertreten und wird deswegen Arianismus genannt. In der Patristik wurde diese Position in den altkirchlichen Konzilen (Konzil von Nicäa 325 und Konzil von Konstantinopel 381) als Häresie verurteilt. Der Sohn und der Heilige Geist sind nicht geschaffen, sondern vollständig Gott und damit auch ewig, genau wie der Vater. Sie existieren seit Ewigkeit her in einer untrennbaren Beziehung zum Vater.
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Häufig versuchen Gruppen mit einer Art "arianischer" Position, die monotheistische Ausrichtung des Christentums oder ihrer eigenen Religionsgemeinschaft zu stärken. Allerdings führt diese Überlegung, konsequent zu Ende gedacht, zum Gegenteil des beabsichtigten Ziels: Anstatt einen einzigen Gott zu verehren, erhält man plötzlich Gott (Vater) und zwei untergeordnete Götter (Sohn und Geist), da diese vor aller Zeit aus göttlicher Substanz geschaffen worden wären. Mit der Trinitätslehre kann jedoch ein monotheistischer Glaube beibehalten werden, da es nur ein göttliches Wesen gibt.
5. Die Dreieinigkeit als Dreigötterei
Eine weitere falsche Vorstellung der Dreieinigkeit ist die Annahme, dass es nicht einen, sondern drei Götter gibt. Diese drei Götter erschaffen und leiten gemeinsam die Welt und besitzen unabhängig voneinander alle göttlichen Eigenschaften.
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Neben den philosophischen Problemen, die sich aus drei gleichzeitig existierenden allmächtigen Göttern ergeben würden, ist die christliche Lehre der Dreieinigkeit monotheistisch. Es gibt nur einen Gott, der in drei Personen (Hypostasen) existiert. Diese drei Personen sind nicht drei getrennte Götter, sondern, wie bereits erwähnt, eine Wesenheit. Sie teilen sich das eine göttliche Wesen und handeln immer in vollkommenem Einklang. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind daher koexistent und koewig.
6. Subordinatianismus
Subordinationismus ist die Vorstellung, dass das Wesen des Sohnes und des Heiligen Geistes dem Wesen des Vaters untergeordnet ist, was bedeutet, dass sie weniger göttlich oder weniger mächtig als der Vater sind (Insofern ist auch der Arianismus eine Form des Subordinatianismus). Diese Vorstellung kann leicht aufkommen, da heilsgeschichtlich bzw. in der ökonomischen Trinität eine gewisse Subordination vorhanden ist. So wird der Sohn Mensch und stirbt für die Menschheit am Kreuz, und der Heilige Geist wird gesendet, um nach Pfingsten die Gläubigen auszurüsten. Es ist jedoch zu betonen, dass trotz der heilsgeschichtlichen Rollen der drei Personen der Dreieinigkeit die Personen trotzdem „homoousios“, also wesensgleich, sind.
Subordinatianismus im Wesen ist eine Abweichung von der orthodoxen Lehre und wurde in der Geschichte der Kirche als Häresie verurteilt, insbesondere in den frühen ökumenischen Konzilien, die die vollständige Gleichheit und Koexistenz der drei Personen der Dreieinigkeit betonten. Dennoch gibt es Formulierungen der Kirchenväter, die nach Subordination innerhalb der Trinität klingen, was zu einer Diskussion darüber führt, inwiefern die „ökonomische" Trinität der immanenten Trinität entspricht. Dabei sollte jedoch die Wesensgleichheit der drei Personen nicht in Frage gestellt werden.