Du kennst die Typen nicht? – Solltest Du aber! (1/3)

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Rolf Marcel Fischer
veröffentlicht am 2.7.2025

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In den vergangenen Jahrhunderten haben zahlreiche Denker die Grundlagen unserer Existenz, unseres Glaubens und unserer Gesellschaft in Frage gestellt. Besonders prägend waren meines Erachtens dabei die Werke von Ludwig Feuerbach, Karl Marx, Jean-Paul Sartre und Michel Foucault. In diesem Artikel will ich diese vier Philosophien analysieren und darlegen, wie ihre Ansichten das letzte und dieses Jahrhundert, unsere Gesellschaft und die westliche Welt im Ganzen fundamental beeinflusst und verändert haben und wie sie im Dialog mit dem klassischen Theismus und der christlichen Theologie betrachtet werden können. Mein Anliegen ist es, einerseits die Essenz und den historischen Kontext dieser Denker darzustellen, und andererseits aufzuzeigen, welche Perspektiven und Antworten die christliche Theologie auf die zentralen Fragen des Menschseins bereithält und damit die Relevanz dieser Denker für die apologetischen Diskurs aufzuzeigen. 

Eigentlich nicht zu erwähnen, ist die offensichtliche Tatsache, dass die Liste maximal unvollständig ist, da alle großen Geister immer von anderen gelernt und verschiedene Denkarten adaptiert, transformiert und erneuert haben. So ist die Gesamtheit der Philosophie ein riesiges Netzwerk menschlicher Geisteskraft, welches aber unmöglich hier beleuchtet werden kann. Deshalb liegt ein gewisser Grad an Unterkomplexität im Wesen dieses Artikels. 

Zudem muss ich ebenfalls zugeben, dass die Auswahl nicht auf meine Geisteskraft zurückzuführen ist, sondern von dem katholischen Bischof Robert Barron in einem Vortrag erstmals vorgelegt wurde.1

Ludwig Feuerbach: Der Mensch als Projektion des Göttlichen

Der Philosoph Ludwig Feuerbach (1804–1872) stellte in seinem Hauptwerk „Das Wesen des Christentums“ eine radikale Kritik an der Religion dar. Wie sieht diese aus? Für Feuerbach war Gott nicht als eine transzendente Realität zu verstehen, sondern als ein Produkt des menschlichen Geistes – ein Ideal, das aus den höchsten Sehnsüchten und Bedürfnissen des Menschen hervorgegangen ist. In dieser Sichtweise wird das Göttliche zur Projektion menschlicher Wünsche, Ängste und Ideale. Feuerbach behauptete, dass die Vorstellung von Gott lediglich ein Spiegelbild des menschlichen Wesens sei, in dem all das Gute, Mächtige und Unendliche reflektiert werde. Der Mensch müsse sich also aus diesem geistigen Dystopia der Fantasie befreien und endlich „Schüler des Diesseits“ werden: Nur so könne die Welt besser und verändert werden. Der offensichtlich aufgemachte Gegensatz ist das offensichtliche Diesseits, diese Welt, und das illusorisch unbeweisbare Jenseits, auf welches Religion vertröste und damit verhindere, sich diese Welt und dessen Veränderung ganz und gar hinzugeben. Nun, abgesehen davon, dass diese Fantasie mehr Platonismus als biblische Kosmologie wiederspiegelt und abgesehen davon, dass dieser Gegensatz zwar einleuchtend, aber analytisch unausgemacht ist, ist es historisch einfach unhaltbar, dass jene, die auf das Jenseits hoffen, sich aus dieser Welt zurückziehen. Die historischen Indizien dazu werden auf diesem Kanal zu genüge dargelegt und müssen hier nicht aufgelistet werden.  

Aus apologetischer Sicht bietet Feuerbachs Argumentation eine interessante Ausgangsposition: Während er zu Recht betont, dass Religion oft die tiefsten Sehnsüchte des Menschen und deren Problematik offenlegt, übersieht er dabei eine entscheidende Dimension der christlichen Theologie. Die christliche Botschaft versteht Gott nicht als menschliches Konstrukt, sondern als objektive Realität, die unabhängig von menschlicher Wahrnehmung existiert. Diese objektive Dimension des Göttlichen wird in der christlichen Offenbarung – etwa in der Inkarnation und im persönlichen Erleben von Gottes Gegenwart – bezeugt. So wird der Glaube an Gott nicht bloß als menschliche Projektion entzaubert, sondern als die Entdeckung eines transzendenten Wesens, das jenseits des menschlichen Denkens existiert und in Beziehung zum Menschen treten möchte. Zudem erfasst Feuerbach in zweierlei Hinsicht das Wesen des christlichen Glaubens nicht erfasst: 

Erstens ist das Argument der Projektion keine wirkliche Widerlegung Gottes: Selbst wenn wir uns „Gott“ erdacht hätten, sagt es nichts darüber aus, ob dieser Gott tatsächlich existiert. Projektion bedeutet nicht automatisch Nichtexistenz: Dies ist ein logischer Fehlschluss. 

Zweitens liegt Feuerbach in seiner Wahrnehmung und Darlegung des jüdisch-christlichen Gottesbildes kategorisch falsch. Die Projektionshypothese würde nur funktionieren, wenn Gott tatsächlich in Seinem Sein und Handeln die Sehnsüchte des Menschen widerspiegeln würde! Aber genau das ist es ja: Das ist nicht der Fall. Wie komme ich darauf: Der Theologe und Philosoph Thomas von Aquin nennt vier Grundversuchungen des Menschen: Geld, Macht, Sex und Vergnügen. Wäre Gott eine Projektion, wäre Gott ein herrschsüchtiger Tyrann, der, sich an seiner eigenen Macht berauschend, alles und jeden niedermacht. Doch diese Beschreibung erinnert eher an die polytheistischen Systeme der Antike: Zeus, der unzählbar oft die Welt ins Chaos stürzt, weil er seine Hose nicht anbehalten kann. Seth, der aus Machtgier seinen eigenen Vater tötet und seinem Bruder den Krieg erklärt. Endlose Geschichten, die die menschliche Macht- und Geltungssucht in den Himmel projizieren und die Götter zu Super-Menschen machen, deren Nichtexistenz recht schnell ausgemacht ist. 

Doch ist das der Gott, der in Jesus Christus Mensch wird? Der Neue Atheismus hat im Geiste der vier Vorreiter (Dawkins, Harris, Hitchens, Dennet) bewiesen, wieviel Schaden ein oberflächliches und kontextloses Lesen der heiligen Schriften anrichten kann. Doch tiefergeschaut, hat der Gott Abrahams, Moses´, Davids und Jesu Christi nichts mit diesen Göttern gemein: Nicht nur in einem metaphysischen Sinn, sondern auch in einem phänomenologischen Sinn; Ich würde in diesem Kontext den Apostel Paulus zitieren: 

„18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verlorengehen; uns aber, die wir gerettet werden, ist es eine Gotteskraft; 19 denn es steht geschrieben: »Ich will zunichtemachen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen«.[3] 20 Wo ist der Weise, wo der Schriftgelehrte, wo der Wortgewaltige dieser Weltzeit? Hat nicht Gott die Weisheit dieser Welt zur Torheit gemacht? 21 Denn weil die Welt durch [ihre] Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott, durch die Torheit der Verkündigung diejenigen zu retten, die glauben. 22 Während nämlich die Juden ein Zeichen fordern und die Griechen Weisheit verlangen, 23 verkündigen wir Christus den Gekreuzigten, den Juden ein Ärgernis, den Griechen eine Torheit; 24 denen aber, die berufen sind, sowohl Juden als auch Griechen, [verkündigen wir] Christus, Gottes Kraft und Gottes Weisheit. 25 Denn das Törichte Gottes ist weiser als die Menschen, und das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.“

Römer 1,18-25

Warum diese Passage? Wir bekennen uns zu einem Gott, der gnädig und barmherzig, langmütig und reich an Huld Treue ist. Wir bekennen uns zu einem Gott, dessen Herz sich gegen Ihn selbst wendet -  aus Liebe zu Seinem Volk. Wir bekennen uns zu einem Gott, der trotz der unzähligen Sünden Erbarmen und Treue beweist. Wir kennen den einen, wahren, lebendigen Gott: Er war vor aller Zeit und bleibt ewig der gleiche. Er ist unwandelbar und heilig. Er ist der Anfang und das Ende. Sein Wille zerstört nicht, sondern belebt. Seine Freiheit ist unsere Freiheit. 

Unser Gott ist ein gekreuzigter Gott. Einer, der Seine Macht und Herrlichkeit an einem ausgepeitschten, sterbenden, geschundenem Menschen demonstriert hat. Einer, der auf Verrat mit Liebe und Vergebung reagiert. Nichts davon wird man bei den antiken Göttern finden. Der Gott Israels, der Gott und Vater Jesu Christi, der Gott des Kreuzes hat nichts mit diesen „Göttern“ zu tun. Somit missversteht und missdeutet Feuerbach so kategorisch, dass es schon fast nicht zu glauben ist. Der Gott, den wir anbeten, kann keine Projektion sein. Wäre dem so, wäre Feindesliebe und Vergebung das liebste Hobby des Menschen oder Hass, Zorn und Rachsucht das liebste Hobby Gottes. Ich weiß ja nicht, welche Nachrichten Du liest, aber in meinen kommt das extrem selten vor, sodass es zumindest auf den Menschen an sich nicht zutrifft und die Hypothese damit stark zu wanken beginnt. Wenn es vorkommt, dass der Mensch Vergebung, Liebe und Erbarmen priorisiert, hat es in den allermeisten Fällen direkt oder indirekt mit einem Menschen zu tun: Jesus von Nazareth.  

Feuerbachs Ansatz hat dennoch einen tiefen Einfluss gehabt und einen wichtigen Impuls hinterlassen: Die Projektshypothese hat nicht nur auf Karl Marx entscheidenden Einfluss gehabt und damit auch auf die Welt, sondern auch für sich allein eine Popularität gewonnen, die nicht zu unterschätzen ist; In welcher Kommentarspalte, in welchem Interview einer Talkshow, in welcher Debatte hat man nicht schon diese Projektionshypothese gelesen oder gehört. Sie gehört zu den Lieblingsargumenten der neuen Atheisten, egal, wie oft man sie widerlegt.

Aber eines sei noch angemerkt: Feuerbach lenkt die Aufmerksamkeit auf das Bedürfnis des Menschen, das Göttliche in sich selbst zu suchen. Doch statt in der Projektion menschlicher Ideale zu verharren, lädt der klassische Theismus dazu ein, die Quelle aller Werte – Gott – als gegebene Realität anzunehmen und nicht mit falschen Verzerrungen und Götzen zu vertauschen. Es ist wichtig, dieses Argument zu kennen und vor allem die Gründe, weshalb es immer noch derart beliebt ist. Es ist aber auch wichtig, das Gewicht eines Einwandes nicht zu unterschätzen und jenen, die uns widersprechen, den Respekt zu zollen, den sie verdienen: als Denker/-in und vor allem als Mensch. 

Karl Marx: Religion als Opium des Volkes und der Ruf nach einer befreiten Gesellschaft

Karl Marx (1818–1883) ist als der Vater des Kommunismus (was nur zur Hälfte stimmt), für seine materialistische und dialektische Geschichtsauffassung und seine Kritik der kapitalistischen Gesellschaft bekannt. In seinem berühmten Ausspruch, dass Religion „das Opium des Volkes“ sei, sieht Marx die Religion als ein Mittel, durch das die herrschende Klasse die Massen in einem Zustand der Hoffnungslosigkeit und Unterwerfung hält. Für Marx ist Religion ein Instrument, das dazu dient, das Leid zu verhüllen und die notwendigen gesellschaftlichen Veränderungen zu verhindern. Sein historischer Materialismus sieht die ökonomischen Verhältnisse als alleinige Determinante menschlicher Existenz und lehnt metaphysische Erklärungen als Illusion ab. Seinen Atheismus basiert er unter anderem auf die Arbeiten von Ludwig Feuerbach und dessen Projektionshypothese, soweit, dass er schreibt, dass jeder im „Feuerbach getauft“ werden müsse. 

Die gesellschaftliche und geschichtliche Philosophie des Karl Marx lebt wesentlich von der Erkenntnis, dass es keinen Gott gibt und jene, die einen solchen verkünden allein denen dienen, bewusst oder unbewusst, die das System der Unterdrückung der Masse erschaffen, erhalten und konsolidieren. 

Aus der Perspektive des klassischen Theismus wird Marx’ einseitige Reduktion des Menschseins auf ökonomische und materielle Verhältnisse kritisch beleuchtet: Marx hat nicht ganz Unrecht: Er weist zu Recht auf die ungerechten Verhältnisse in kapitalistischen Gesellschaften hin und fordert soziale Gerechtigkeit, doch verkennt er dabei die Komplexität gesellschaftlicher, ökonomischer, sozialer und anthropologischer Wirklichkeit. Er verkennt auch die die spirituelle Dimension des Menschen. 

Die christliche Theologie sieht den Menschen als ein Wesen, das nicht nur durch seine materielle Existenz, sondern vor allem durch seine Beziehung zu Gott und zu den Mitmenschen definiert ist. Die Verheißung eines lebendigen, hoffnungsvollen Glaubens bildet einen Kontrapunkt zur pessimistischen Weltsicht des Marxismus. Zudem ist vor allem das Christentum ist seinem Kern alles andere als eine herrschaftskonforme Religion – eigentlich ist es sogar das Gegenteil. Der Kern der paulinischen „Jesus ist der Herr!“ Botschaft ist zutiefst subversiv und ist ein fester Dorn im Fleisch jeden Versuches totalitärer Machtstrukturen sich selbst zu vergöttlichen. Dennoch muss auch wertfrei zugegeben werden, dass das Christentum vielfach politisch verzerrt und instrumentalisiert worden ist. Hier hat es tatsächlich dem Erhalt totalitärer Systeme gedient und ist somit eine Verzerrung größter Vorstellung. 

Im christlichen Verständnis (und die Geschichte kann es erweisen!) wird Religion nicht als hemmender Faktor gesellschaftlicher Emanzipation gesehen, sondern als befreiende Kraft, die den Menschen zu wahrer Freiheit – einer Freiheit, die nicht in der bloßen ökonomischen Selbstbestimmung besteht – führt und von jeder verzerrten und götzendienerischen Versuchung der Vergöttlichung der Welt bewahren. Die christliche Botschaft ruft zur Solidarität, Gerechtigkeit und Nächstenliebe auf, Werte, die im Marxismus oft auf eine abstrakte, kollektivistische Ebene gehoben werden. So stellt sich die Frage, ob eine rein materialistische Sichtweise den gesamten menschlichen Erfahrungsbereich angemessen abbilden kann. Für die christliche Apologetik bleibt die Antwort eindeutig: Die wahre Befreiung des Menschen liegt in der Begegnung mit einem lebendigen Gott, der jeden Menschen in seiner Einzigartigkeit und Würde wertschätzt. Die wahre Freiheit und Lebendigkeit des Menschen ist in keinem naturalistischen Kerker festzuhalten, sondern braucht immer „den Kopf im Himmel“, wie es G.K. Chesterton zu schreiben pflegte. 

Letztlich verkennt Marx den Wert und die Bedeutung des Glaubens für die eigene Gesellschaft und das eigenen Sozialgefüge, reduziert den Menschen unverhohlen materialistisch, verkennt die transformatorische Macht und auch das Wesen des Christentums an sich: Christlicher Glaube ist kein eremitischer Platonismus oder Gnostizismus, in dem wir uns von der materiellen Welt radikal abspalten, um einer ungewissen Himmels willen. Nichts liegt dem christlichen Glauben ferner: 

Wir glauben an die kommende Vollendung der Königsherrschaft Gott, an einen neuen Himmel und eine neue Erde. Wir glauben, dass jeder Mensch berufen ist, in seinem Leben und Wirken dieses Reich zu verlebendigen. Wir glauben, dass jeder Mensch berufen ist, eine sozialere und gerechtere Welt zu schaffen. Unser Glaube ist ein zutiefst irdischer, humaner und geerdeter Glaube, der der Materie einen großen Stellenwert beimisst. Es ist diese Welt und dieser unser Leib, der gewandelt werden wird. Aber Christen glauben auch, an die Vorläufigkeit, Unvollkommenheit und Unvollständigkeit der menschlichen Existenz und des Kosmos. Das Ziel der Existenz ist nicht der Flucht in die Materie, sondern die Wandlung des Lebens. Schattenhaft jetzt, vollendet im himmlischen Jerusalem. 

So brillant Marx auch gewesen sein mag, sein Reduktionismus der Geschichte, des Menschen, des Lebens und der Religion verkennt essentiell dessen Wesen. Natürlich steckt auch viel Wahrheit in den Kategorien: Es gibt Unterdrückte. Es ist machtzentrierte Systeme. Es gibt Dynamiken der Unterdrückung und Befreiung – kollektiv, sozial und individuell. Es gibt Form repressiver Religion. Es ist Tendenzen zur Weltflucht – auch im Christentum. Doch all das sind Karikaturen, Reduzierungen und Verzerrungen und sie werden dem eigentlichen Phänomen der Welt und des Christentums nicht im Geringsten gerecht. 

Aber auch hier ist der Einfluss auf die westliche Welt nicht zu unterschätzen: Nicht nur in den sozialistischen Systemen des letzten Jahrhunderts, sondern auch heute: in Filmen, Serien, Werbungen, an Universitäten und politischen Debatten: Sehr oft geht es um die eine Gruppe, dessen reine Existenz die andere unterdrückt. Herrschende und Unterdrückte. Der Klassenkampf der unterdrückten Minderheiten endet nie: Seien es Männer gegen Frauen, Weiße gegen Schwarze, Regierungen gegen Individuum, Polizei gegen Minderheiten bis in die Klassenzimmer und die Alltagssprache hinein: So oft geht es um die Befreiung von unterdrückenden Machtstrukturen von denen sich einzelne und Gruppen befreien müssen. Immer sind es Machtsysteme, die alles tun, um die Macht zu erhalten. So wird die Welt zur Arena und die Gesellschaft zu einer Dauervorstellung der Tribute von Panem und die Lösung: immer ist die materiell und ökonomisch zu finden. Da ist kein Funke Transzendenz zu finden und wenn, dann ist sie ein Mittel zur autonomen Feelgood Selbstverwirklichung und hat weder mit Wahrheit noch mit Wirklichkeit etwas zu tun. Aber Religion soll zur Wahrheit führen und keine Illusionen fördern. 

Ich wiederhole mich unmissverständlich: Diese Denkkategorien sind nicht in sich selbst falsch. Aber die Verabsolutierung, die Reduzierung und die Verzerrungen sind höchst problematisch und durchziehen unsere Gesellschaft in einem Maß, welches nicht unterschätzt werden sollte. 

Für uns Christen muss dessen materialistische Grundlage klar sein: Es ist eine Sache im Namen des befreienden Gottes an der Seite der Unterdrückten, Vergessenen und Verlassenen zu stehen. Es ist aber eine andere Sache,  (z.B.) den Exodus als geschichtsphilosophischen Archetypus zu sehen, in dem der Klassenkampf symbolisch narrativ dargelegt wird. 

Es beginnt und endet für uns Christen immer mit dem Primat und der Souveränität des Gottes Abrahams, der herabsteigt, um Sein Volk aus der Finsternis ins Licht, aus der Sklaverei in die Freiheit, vom Tod ins Leben zu führen. Im Letzten ist die ganze Geschichte ein von Gott geführter Exodus ins Leben, welches nicht errungen oder erkämpft, sondern erbeten und geschenkt wird und nicht auf rein materielle Wirklichkeit reduziert werden kann.