Die Halluzinations-theorie zur Auferstehung Jesu

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Daniel Ambraß
veröffentlicht am 10.4.2025

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Die Halluzinationstheorie besagt, dass die Berichte über die Auferstehung Jesu auf psychologischen oder emotionalen Visionen seiner Anhänger zurückzuführen sind. Allerdings gibt es mehrere Gründe, die diese Erklärung als unzureichend erscheinen lassen:

Halluzinationen sind individuell, nicht kollektiv

Halluzinationen sind in der Regel subjektive, private Erlebnisse, die sich nicht von Person zu Person übertragen lassen. Die Berichte des Neuen Testaments sprechen jedoch von mehreren Gruppen von Menschen, die Jesus gleichzeitig gesehen haben (z. B. die zwölf Jünger, die Frauen am Grab, die Emmausjünger, über 500 Menschen laut 1. Korinther 15,6). Die Wahrscheinlichkeit, dass eine große Anzahl von Menschen zur gleichen Zeit die gleiche Halluzination hatte, ist faktisch ausgeschlossen.

Verschiedene Zeiten und Orte

Die Erscheinungen Jesu fanden nicht nur an einem einzigen Ort oder unter einheitlichen Bedingungen statt, sondern in verschiedenen Situationen: Im geschlossenen Raum (Johannes 20,19), im Freien (Matthäus 28,9), auf einem Berg (Matthäus 28,16-17) und am See von Tiberias (Johannes 21,1-14). Eine Halluzination müsste also unabhängig voneinander bei verschiedenen Menschen an verschiedenen Orten aufgetreten sein, was die Wahrscheinlichkeit weiter senkt.

Das leere Grab bleibt ungeklärt

Selbst wenn einige Jünger Halluzinationen von Jesus gehabt hätten, erklärt dies nicht das leere Grab. Eine Halluzination hätte keinen physischen Leichnam aus dem Grab entfernen können. Die jüdischen und römischen Autoritäten hätten einfach den Leichnam präsentieren können, um die Gerüchte über die Auferstehung zu beenden. Doch das geschah nicht.

Skeptiker und Feinde erlebten Erscheinungen

Erscheinungen Jesu wurden nicht nur von seinen Anhängern berichtet, sondern auch von Skeptikern wie Jakobus, dem Bruder Jesu (1. Korinther 15,7), und von Feinden wie Paulus (Apostelgeschichte 9,1-9). Weder Jakobus noch Paulus hatten vor der Auferstehung Glauben an Jesus – sie wären also nicht psychologisch darauf vorbereitet gewesen, eine Halluzination zu erleben.

Die Natur der Erscheinungen

Jesus wurde nicht nur gesehen, sondern auch gehört (Matthäus 28,18-20), berührt (Johannes 20,27) und aß mit seinen Jüngern (Lukas 24,42-43). Diese physischen Interaktionen sind nicht mit einer Halluzination zu erklären, die rein geistiger Natur wäre.

Veränderung der Jünger

Nach dem Tod Jesu waren die Jünger verängstigt und versteckten sich (Johannes 20,19). Nach den Erscheinungen wurden sie jedoch mutige Verkündiger, die bereit waren, für ihren Glauben zu sterben (Apostelgeschichte 4,19-20). Eine bloße Halluzination hätte kaum eine derart radikale Veränderung bewirkt, insbesondere wenn sich herausgestellt hätte, dass der Leichnam Jesu noch existierte.

Unerkennbare Halluzination?

Jegliche Halluzinationstheorie zerbricht jedoch angesichts der Tatsache (die, sollte sie eine Erfindung sein, die seltsamste ist, die jemals einem Menschen in den Sinn gekommen ist), dass die Halluzination bei drei verschiedenen Gelegenheiten nicht sofort als Jesus erkannten wurden (Luk 24,13-31, Joh. 20,15; 21,4). ... könnten wir nicht dann nicht wenigstens erwarten, dass er (Anm. d. Autors: Gott) das Gesicht der Halluzination richtig hinbekommt?1
Halluzinationen hätten also keinen Glauben an die Auferstehung Jesu hervorgerufen, eine Idee, die der jüdischen Denkweise völlig zuwiderlief. Auch Halluzinationen können nicht den gesamten Umfang der Beweise erklären. Sie werden als Erklärung für die Erscheinungen nach der Auferstehung angeboten, lassen aber das leere Grab unerklärt und sind daher keine vollständige und zufriedenstellende Antwort. Es scheint daher, dass die Halluzinationshypothese im Gegensatz zu ihren nicht mehr existierenden Vorgängern keine plausible Gegenerklärung zu den Daten rund um die Auferstehung Christi liefern kann. 

„Wenn diese aufgescheuchte, verängstigte Apostelschar, die eben dabei war, alles wegzuwerfen, um in heller Verzweiflung nach Galiläa zu flüchten; wenn diese Bauern, Hirten und Fischer, die ihren Meister verrieten, verleugneten und dann kläglich versagten, plötzlich über Nacht sich in eine selbstsichere und heilsbewußte, überzeugte Missionsgesellschaft verwandeln konnten, die viel erfolgreicher nach Ostern als vor Ostern wirkte, so genügt keine Vision oder Halluzination, um solch einen revolutionären Umschlag zu erklären. Für eine Sekte, eine Schule oder einen Orden hätte vielleicht eine Einzelvision genügt - nicht aber für eine Weltreligion, die dank dem Osterglauben das Abendland erobern konnte. Prof. Klausner sagte einst in Jerusalem als Antwort auf die Frage, ob Jesus überhaupt gelebt habe: »Wenn die vier Evangelisten derart glaubwürdige und weitgehend übereinstimmende Berichte über den Nazarener [frei erfunden haben sollten] so ist das ein größeres Wunder als alle Wundertaten Jesu insgesamt.«"3

Ähnliches gilt wohl auch für die Auferstehung: Wenn die geschlagene und zermürbte Jüngerschar sich über Nacht in eine siegreiche Glaubensbewegung verwandeln konnte, lediglich auf Grund von Autosuggestion oder Selbstbetrug - ohne ein durchschlagendes Glaubenserlebnis -, so wäre das im Grunde ein weit größeres Wunder als die Auferstehung selbst.4

Fazit

Die Halluzinationstheorie kann die Berichte über die Auferstehung Jesu nicht schlüssig erklären. Die Vielzahl der Zeugenaussagen, die unterschiedlichen Erscheinungsorte, das leere Grab und die dramatische Verwandlung der Jünger machen eine rein psychologische Erklärung äußerst unwahrscheinlich.

Quellen:

1 C.S. Lewis - Wunder S. 172
2 https://www.lewissociety.org/resurrection/ by William L. Craig - übersetzt vom Autor
3 https://jesus-der-christus.org/index.php?title=Glaubw%C3%BCrdigkeit_des_Neuen_Testamentes#W.C3.A4ren_die_Evangelien_erfunden.2C_w.C3.BCrden_sie_anders_aussehen
Pinchas Lapide, Auferstehung, Ein jüdisches Glaubenszeugnis, Calwer Verlag / Kösel Verlag, Dritte Auflage 1980