Die Dreieinigkeit und die Zeugen Jehovas (1/3)
Arian Walz
veröffentlicht am 18.6.2024
Um effektiv mit informierten Zeugen Jehovas sprechen zu können, braucht es im Wesentlichen zwei Dinge, die eng miteinander zusammenhängen:
1. Ein korrektes Verständnis von der Lehre der Dreieinigkeit und der Menschwerdung Jesu, sowie Wissen um und Erklärungsmöglichkeiten bezüglich der Stellen, die aus dem Kontext gerissen und missinterpretiert die Gottheit Jesu oder des Heiligen Geistes infrage stellen. Wir beweisen damit nicht unsere eigene Position, sondern erklären, wie diese Bibelstellen und angebliche Logikprobleme mit unserer Position vereinbar sind.
2. Eine Kenntnis aller der Stellen, welche die Gottheit Jesu und des Heiligen Geistes beweisen und uns somit durch Gottes Selbstoffenbarung in der gesamten Heiligen Schrift dazu bringen, ihn als eine Trinität anzuerkennen. Wichtig ist zu verstehen, dass viele der Stellen, die das christliche Gottesbild lehren, in der Neuen-Welt-Übersetzung der Zeugen Jehovas aus verschiedenen Gründen (oft fragwürdige Übersetzungen und das Hinzufügen von Worten aufgrund einer antitrinitarischen Agenda) abgeändert wurden. Das primäre Ziel dieser Artikelreihe soll nicht sein, diese Stellen zu verteidigen. Vielmehr soll sie durch behutsame Selektion von funktionstüchtigen Stellen zeigen wir, dass die Dreieinigkeit trotz systematischer Verfälschung nicht aus der DNA der Heiligen Schrift entfernt werden kann.
Eine Definition der Dreieinigkeit
Ein Gott existiert ewig als 3 Personen, Vater, Sohn und Heiliger Geist. Das stellt kein logisches Problem dar, wenn man eine Unterscheidung zwischen Gottes NATUR und den PERSONEN vornimmt. Alle 3 Personen (3 „Wer“) besitzen die Fülle der göttlichen Natur (1 „Was“) und sind so untrennbar vereint als ein ewiges Wesen. sind aber trotzdem echte, voneinander abgrenzbare Personen die echte Gemeinschaft miteinander haben. Es ist wichtig das als Grundverständnis zu haben, weil auf dieser Formulierung unsere Erklärung vieler Bibeltexte beruht. Beispielsweise sagt Jesus vom Vater er sei der „einzig wahre Gott“ (Johannes 17:3). Das stimmt, der Vater ist der einzig wahre Gott. So ist es auch der Sohn. Und der Heilige Geist. Alle besitzen die Fülle der göttlichen Natur und sind der einzigwahre Gott. Aber sie sind nicht die gleiche Person. Jesus schließt diejenigen aus die die göttliche Natur nicht besitzen, also nicht ewig, allmächtig etc. sind. Obwohl wir uns mit der Vorstellung schwer tun ist es trotzdem wichtig diese logischen Abgrenzungen machen zu können, damit Gegner der Dreieinigkeit nicht behaupten, sie hätten logische und exegetische Fehler im christlichen Glauben gefunden. Da Gott so viel größer ist als wir sollte es nicht überraschend sein, dass man ihn mit dem menschlichen Verstand nicht ganz greifen kann. Wenn jemand einen Gott erfinden würde, dann sicher nicht den Dreieinigen Gott der Bibel. Das bedeutet aber nicht, dass die Dreieinigkeit unlogisch ist, da man die logische Abgrenzung zwischen Person und Natur vornimmt (also die Aussage 3=1 umgeht). Sie ist vielmehr „überlogisch“, den menschlichen Verstand übersteigend. Die Bibel zwingt uns aufgrund der Verse, die im zweiten Teil der Artikelreihe noch genannt werden, förmlich zu dieser Ausformulierung, darum haben die Christen vor uns sie entwickelt.
Eine Antwort auf Angriffe gegen die Gottheit Jesu
Häufig führen Zeugen Jehovas oder Muslime Texte wie diesen an: „denn mein Vater ist größer als ich“ (Johannes 14:28). Fast alle dieser Texte, die Christus als geringer, begrenzt, als Diener und dem Vater untergeordnet beschreiben, lassen sich durch ein korrektes Verständnis von Jesu Menschwerdung erklären. Anders als bei der Formulierung der Dreieinigkeit (eine Natur, mehrere Personen), gibt es hier eine Person (der Sohn), die 2 Naturen besitzt (völlig Mensch und völlig Gott). Das bedeutet Folgendes: Anders als der Vater und der Heilige Geist hat Christus sich in Form eines Dieners den menschlichen Begrenzungen des Lebens unterworfen (Philipper 2:6-11) und wächst in seiner als Mensch erlebten Realität an Weisheit (Lukas 2:52), hat Schmerz und Hunger und stirbt sogar einen qualvollen Tod. All diese demütigenden Erlebnisse hat der Vater nicht gemacht. Deswegen sagt Jesus im Rest des Verses (Johannes 14:28) auch, dass die Jünger sich für ihn freuen sollen, weil ihn der Vater nun wieder verherrlicht mit der Herrlichkeit, die er vor Grundlegung der Welt mit dem Vater hatte (Johannes 17:5). Auch wichtig zu verstehen ist, dass der Sohn seine göttliche Natur nie verloren hat. Vielmehr hat er eine menschliche Natur hinzugefügt. Wie in Hebräer 1:3 beschrieben, trägt er alle Dinge durch das Wort seiner Kraft und hat dies auch getan, während er als begrenzter Mensch auf der Erde war. Das ist teilweise auch wieder etwas schwer vorstellbar, aber folgendes (nicht ganz perfektes) Bild hilft vielleicht: Wenn J. R. R. Tolkien sich selbst als begrenzten Menschen in „Der Herr der Ringe“ hineingeschrieben hätte, wäre er trotzdem immer der „allwissende“ Autor geblieben.
Zeugen Jehovas benutzen gerne den Begriff „Erstgeborener“ (Kolosser 1:15), um zu argumentieren, dass Jesus einen Anfang hat. Dass „Erstgeborener“ sich nicht auf eine physische, zeitliche Geburtsreihenfolge beziehen muss, zeigt Psalm 89:27. Hier wird David als Gottes Erstgeborener bezeichnet. David war jedoch der jüngste seiner Brüder und auch nicht der erste König Israels. Statt einer zeitlichen Chronologie beschreibt der Begriff hier Davids Stellung als Gottes auserwählter König unter den Nationen und seine Erhabenheit, also sein Erstgeburtsrecht. So wird Christus im Kolosserbrief als der Erstgeborene über die GANZE SCHÖPFUNG bezeichnet, was ihn zum Status Gottes erhebt.
So spricht auch die im Hebräerbrief über Jesus aus Psalm 2 zitierte Stelle „Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ nicht von einer Schöpfung des Sohnes als erste Kreatur (wie sich aus dem Kontext von Psalm 2 schnell herauslesen lässt), sondern über seine Erhebung als messianischer, davidischer König über die Nationen und die Schöpfung. Jesus wurde Diener, litt, starb, stand auf, fuhr auf in den Himmel und wurde als siegreicher König zur Rechten des Vaters gesetzt. Die Zeugung des Sohnes bezieht sich hier auf ein anderes Verhältnis als die ewige Beziehung zwischen Vater und Sohn, nämlich auf seine Krönung als messianischer König. Wenn also der Begriff „Sohn Gottes“ in der Bibel auf Jesus bezogen verwendet wird, hat er wenigstens zwei Bedeutungen, abhängig vom Kontext: Der ewige Sohn, der immer mit dem Vater existiert hat und der königliche Sohn (diesen Titel hat er aufgrund seines messianischen Amtes und weil er auf dem Thron seines menschlichen Vaters David sitzt).