Apologetik praktisch trainieren - aber wie?

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Dave Krohn
veröffentlicht am 26.9.2024

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Wer sich mit Apologetik beschäftigt, der stellt sich auch irgendwann die Frage: Aber bin ich jetzt fit für ein echtes Gespräch? Der Kopf mag voll von Argumenten sein - doch das bedeutet noch nicht, dass man dadurch sprachfähig für den eigenen Glauben ist. Wie kann man also neben der Aneignung von Wissen seine eigene Apologetik trainieren? Hier ein paar Tipps für dich, die sich für meinen Weg sehr bewährt haben. 
 

Tipp 1: Videos sinnvoll nutzen

Viele erhalten ihre apologetischen Argumente über YouTube: Frank Turek, John Lennox, William Lane Craig oder auch unser Kanal bieten einen großen Schatz an hilfreichen Videos. Zu den beliebtesten Formaten gehört dabei sicher die Debatte. Und genau dieses Format eignet sich hervorragend, um seine eigene Sprachfähigkeit zu testen. Hier ein Vorschlag: Anstatt sich das Video nur anzusehen, begebe dich in die Rolle des christlichen Apologeten. Höre den Argumenten des Kontrahenten aufmerksam zu, und bevor der Christ im Video seine Antwort gibt, drücke auf Pause. Überlege, welche Antwort du geben würdest, und reflektiere ganz genau, welche rhetorischen Fallen der andere gestellt hat oder was genau sein Argument war. Worauf würdest du eingehen? Würdest du auf der Metaebene ansprechen, dass der andere eine ungesunde Gesprächskultur auslebt? Oder dass sein Argument nicht schlüssig ist? Würdest du nachfragen oder direkt eine inhaltliche Antwort geben? Wenn ja - welche? Gehst du in die Defensive, oder machst du einen argumentativen offensiven Gegenschlag? Sobald du das für dich geklärt hast (du kannst es sogar einmal laut vor dich hin sagen), drücke auf Play und beobachte, wie der Christ im Video seine Verteidigung präsentiert. Wie stark unterscheidet sich das von deinen Überlegungen?
Diese Art Debatten zu schauen hilft uns bei zwei Dingen: Erstens werden wir dadurch keine Kopien eines anderen Sprechers (was bei Leuten, die sich auskennen, extrem schlecht ankommt). Zweitens lernen wir dadurch, nicht alles für bare Münze zu nehmen, sondern auch zu reflektieren, ob die Argumente von Christen auf YouTube tatsächlich schlüssig und gut durchdacht sind. 

Tipp 2: Schulungen

Wir als Apologetik Projekt e.V. bieten immer wieder unsere sogenannten Academy Tage an. Diese bilden ein Kernstück unserer Arbeit. Warum? Weil wir dort ganz praktisch mit Leuten trainieren können. Dort geht es nicht nur um Weitergabe von Wissen, sondern zugängliche Übung der eigenen Sprachfähigkeit. Wer in der Apologetik weiterkommen will, kommt um gute Schulungen vermutlich nicht herum. Das müssen nicht zwingend unsere Academy Tage sein. Leider gibt es diese Art Schulung insgesamt im deutschsprachigen Raum selten. Wer des Englischen mächtig ist, der findet über die bekannten Apologeten aus den USA mehrere Schulungsangebote. Für engagierte Apologeten und Christen im evangelistischen Kontext machen solche Dinge absolut Sinn, weil man dort direkt herausgefordert wird, seine eigens zusammengebaute Apologetik hinterfragen zu lassen. Ich selber bin Teil der FOCL (Forum of christian leaders) und trainiere dort einmal im Jahr intensiv mit Apologeten aus ganz Europa - für mich ein wesentlicher Bestandteil meiner Apologetik!

Tipp 3: Künstliche Intelligenz

Natürlich hängt einem dem ein oder anderen das Thema AI (oder deutsch: KI, Künstliche Intelligenz) zu den Ohren raus. Aber sie bietet in der Apologetik mehrere gravierende Vorteile darunter: Man hat immer einen Gesprächspartner parat. Nehmen wir beispielsweise ChatGPT: Dort kann man über die Sprachfunktion ein direktes Gespräch mit der AI führen. Das lässt sich absolut sinnvoll nutzen! Mache zum Beispiel folgendes: Starte das ChatGPT Programm, gehe in die Mikrofon-Funktion und bitte um folgendes: 


“Ich will eine Übung mit dir machen. Du musst versuchen mich davon zu überzeugen, dass mein christlicher Glaube falsch ist. Ich im Gegenzug werde versuchen, dich von der Wahrheit des christlichen Glaubens zu überzeugen. Sei dabei unnachgiebig: Wenn ich falsche Dinge sage oder schlechte Argumente bringe, akzeptiere es nicht sondern argumentiere stark gegen mich.” 


Das Programm wird daraufhin versuchen, immer weiter und weiter Argumente zu bringen, um deine Position zu hinterfragen. Dadurch kannst du testen, ob deine Argumente bisher gut durchdacht sind, oder ob du nur bestimmte Phrasen gelernt hast, die bei weiterem Hinterfragen nicht mehr viel hergeben. Auch andere Szenarien kannst du so trainieren: Lass die AI in die Rolle eines Muslim treten, der dich davon überzeugen muss, dass der Islam die einzig wahre Religion ist, sprich mit einem fiktiven Atheisten etc. So hast du ein praktisches Übungsfeld in einem geschützten Rahmen und wirst schnell merken, wo du noch weitere Fakten für deine Argumente benötigst. 

Tipp 4: Leg einfach los

Hier kommt der beste Tipp: Mach einfach mal. Meine Erfahrung zeigt, dass viele nach einer gewissen Beschäftigung mit der Apologetik fit genug sind, um mit den meisten Menschen über den Glauben zu sprechen. Das Problem ist eher, dass wir uns nicht trauen, das Gespräch im Alltag zu beginnen. Das ist natürlich nochmal ein Thema für sich, wie man am besten Gespräche beginnt, aber generell ist die beste Übung natürlich die praktische Erfahrung im Alltag. Nimm dir fest vor, mit jemandem über die wichtigen Fragen des Lebens zu sprechen. Das geht am besten über das Fragen-Stellen. Du sitzt im Zug? Beginne eine Gespräch und frage dein Gegenüber ganz offen, was es denn so über das Leben denkt (oder den Tod, wenn du gleich voll reingehen willst). Ihr habt auf der Arbeit Langeweile? Stell doch mal eine interessante Frage, um mehr über deinen Kollegen herauszufinden. Du hast einen Kumpel oder eine Kumpeline, die eigentlich gar nicht wirklich etwas über deinen Glauben weiß? Öffne dich und sage, dass dir das Thema wichtig ist - und du deshalb gerne wissen würdest, was er oder sie an so etwas wie Gott glaubt. Erst, wenn wir uns aufmachen, Menschen tatsächlich zu begegnen, können wir auch ein sinnvolles Gespräch über den christlichen Glauben führen. Ohne Begegnung kein Gespräch, ohne Gespräch kein Zuhörer, ohne Zuhörer keine Chance.